Die Gründungsgeschichte
„Wir haben das gemacht, was andere nicht machten […]“
[…] nannte Christoph Klauser 2004 als Absicht für die von ihm 1977 auf den Weg gebrachte Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik. Der 2009 verstorbene steirische Langzeit-Finanz-Landesrat untertrieb. Ehe er in Verbindung mit Alfred Stingl (dem späteren Langzeit-Bürgermeister in Graz) in der Mitte der 1970er Jahre sich dem Landeskulturgeschehen von der Sozialdemokratie aus näherte, war deren Kulturkarte ziemlich leer.
Die Steirischen Volksbildungswochen, ja. Sie waren ein wichtiges Braintraining mit Referaten, Diskussionen und Ausstellungen. Der damals ideologisch noch ziemlich konsistenten Arbeitnehmerseite sollten sie ein Gegenstück zu dem bieten, was die damals voll elitäre Kulturgesellschaft längst schon für sich in Anspruch nahm, und das meistens mit öffentlichem Geld. Eigenes nahmen sie auch dafür selten in die Hand.
Das war landespolitisch kein guter Zustand, den Dr. Klauser erkannte und in ein kulturelles Gleichgewicht zu bringen suchte. Also waren neue Ideen, Themen und Haltungen verlangt. Von Deutschland und Frankreich wehten Begriffe wie „Kultur für alle“ herein, die hier gerade noch ein bisschen mehr als Hoffnungen auslösten.
Ein langer Atem war also Voraussetzung – und der musste bis zur Jahrtausendwende mit kulturellem Sauerstoff genährt werden. Denn allzu selten wurden Kunst und Kultur mit dem Leben und Denken der Menschen in Verbindung gebracht, ob diese das Angebot schnell annehmen wollten oder zögernd.
Zu diesem Antrieb gehörte auch die vorher nicht einmal angedachte Ausleuchtung der heuchlerischen „Verhaberung“ mit den Resten des verbrecherischen Dritten Reichs – mehr als ein hilfloses „nie wieder!“ war kaum zu hören.
Dazu kam auch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem verzehrenden Arbeitsleben in der damaligen Industriegesellschaft. Auch die eigene Verortung in der Demokratie stand an, was einen geistigen und psychologischen Abschied vom Lagerdenken verlangte.
Nach 2000 erkennen alle Kurzzeitdenker nur Redundanz, die Wiederkehr des immer Gleichen. Nur wenige von ihnen scheinen zu bemerken, dass das aus der Reflexion über den rasch ausgeronnenen Kreisky-Geist drängende „zu spät“ einen Schlüssel zu dem von außen heran und herein gewachsenen Heute anbietet.